Geboren bin ich 1936 in Hellerau bei Dresden. Aufgewachsen in Bremen, lebte ich als Außen-
handelskaufmann von 1956 bis 1971 in Baghdad im Irak. Dort war ich in erster Ehe mit einer
irakischen Christin verheiratet. Seit 1971 lebe ich wieder in Bremen und bin in zweiter Ehe ver-
heiratet.
Dem Orient fühle ich mich bis heute sehr verbunden und betrachte ihn als meine
zweite Heimat.
Ernst Günther Weber
Außer in der "Literaturpforte" bin ich Mitglied der Gruppe "Lyrik am Kamin" bei Ulrike Marie Hille in Bremen.
Meine Veröffentlichungen sind bisher: Ein numismatisches, auch international beachtetes und
zitiertes Werk: "Arabo-Sasanidische Drachmen" (2013 ausverkauft), zahlreiche Aufsätze
über seltene islamische Münzen in numismatischen Fachzeitschriften.
Nichtnumismatische Veröffentlichungen sind:
- ein kleines Gedichtbändchen: Das Lächeln des Stoikers beim Zahnarzt" (2020)
- autobiographische Texte unter dem Titel "Risse und Gabelungen" (2020)
2023 sind folgende Bücher erschienen:
Dieses Buch enthält kurze Prosatexte mit Erinne- rungen und Betrachtungen aus den fünfzehn Jahren meines Lebens im Irak und Überlegungen, die ihre Wurzeln in diesen Erfahrungen haben.
Ein Teil dieser Texte schildert Episoden aus meinem Leben dort, einige Anekdoten meiner irakischen Schwiegereltern, und ein anderer Teil besteht aus sprachlichen und kulturellen Essays und Betrach- tungen.
Die Leserin oder der Leser wird hier Aspekte aus ungewohntem Blickwinkel finden, eben Streiflich- ter. Am Schluss ist eine Auswahl von meinen Ge- dichten angefügt, die ebenfalls den Orient zum Thema haben.
Das Buch ist in allen Buchläden, über Internet und den Verlag Books on Demand erhältlich.
Paberback ISBN 978-3-7386-5410-3 Preis 8,90 €
E-Book ISBN 978-3-7578-9561-7 Preis 4,49 €
Es umfasst 124 Seiten
Dieses Buch handelt von meinen Erlebnissen in den ersten zwei Jahren meines langen Aufenthaltes im Irak. Es enthält zahlreiche Fotos, aufgenommen in dieser Zeit, die inzwischen als historisch angesehen werden können.
Dieses Buch ist in allen Buchläden, über Internet und den Verlag Books on Demand erhältlich:
Hardcover ISBN 978-3-7562-9410-7 Preis 39,99 €
E-Book ISBN 978-3-7568-4625-2 Preis 9,99 €
Es umfasst 76 Seiten auf Fotobrillantpapier 200 g
Der Bericht "Ausflug in den Bürgerkrieg" ist der Kern dieses Buches. Der Ausflug war nötig geworden, weil ich infolge des Bürgerkrieges im Libanon seit mehreren Monaten keine Nachricht mehr von meiner damals dreizehnjährigen Tochter und ihrer Mutter, meiner von mir geschiedenen Frau, erhalten hatte, die in der Nähe von Beirut lebte.
Die fünf anderen Berichte ranken sich darum herum. Den Anfang macht "Tante Hannis Geburtstag." Es geht darum um die Flucht, die meine Mutter mit mir als neunjährigen Knaben nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone nach Westdeutschland unternommen hat.
Die anderen Erlebnisberichte sind aus späteren Lebensjahren, teils aus meinem Leben im Orient, bis zu solchen im hohen Alter.
Gewissheit und Zweifel
Die Gewissheit ist nicht so mein Ding,
der Zweifel eine meiner besten Gaben.
Mein Zweifel ist über jeden Zweifel erhaben,
daher ich so oft mit ihm ring.
Weggabelung
Die Sonne umschmeichelt das Mädchen.
Der Wind lässt ihren Rocksaum,
die weiten Ärmel
und die Haare tanzen.
Sie hüpft beschwingt
zur Blütenwiese
den Hang hinauf.
Ich blicke ihr nach.
Meinen Wagen
ziehen die Rappen,
halb weiß ich's
und halb will ich's nicht wissen,
den schattigen Hohlweg
hinunter
zum Ufer des Styx.
Alter Knacker
Wozu die Eitelkeit?
Der Spiegel ist beschlagen,
und wenn ich mich nicht sehe,
warum soll ich mich beklagen?
Lass doch den Spiegel blind.
Die Tränensäcke sagen
auch ohne klaren Spiegel
in meinen alten Tagen:
Es geht mir doch gut,
wenn's nur die Tränensäcke sind,
die Grund mir geben, zu klagen.
Frei erfundene Makame im Stil von Friedrich Rückerts "Die Verwandlung des Ebu Seid von
Serug, oder die Makamen des Hariri".
Der Blick des Tieres
Hareth Ben Hemmam erzählt:
Nach langer, beschwerlicher Reise, - durchgeschüttelt auf Dromedars Steiße - durch trockne
Wadis und öde Wüsten - über hohe Berge und entlang Meeresküsten - mit Rast in mancher
Karawanserei - und Fährnis durch üble Wegelagerei - traf ich endlich in östlichen Gefilden -
mit Freunden mich an einem milden- zur Geselligkeit anregenden Abend, - an Scherbet mich
und Mezza labend, - den süffigen Roten nicht verachtend, - nach guter Unterhaltung schmach-tend, - schürfend mit ihnen, doch meist vergebens, - in den tiefen Geheimnissen des Lebens.
- Wir streckten uns auf unseren Kissen - und einer in der Runde begehrte zu wissen: - "Was im
Tiere blickt uns an?" - Wer von den Klügsten der Gefährten kann - auf diese Frag' die Antwort
geben - und den Schatz der Weisheit heben, - sich mit einer These vorwagen - und uns die
kluge Lösung sagen? - Ich hielt aus gutem Grunde - zurück mich und sah in die Runde, - als ein
ärmlich gekleideter Greis, - der unbemerkt geblieben war im Kreis, - jetzt meine Beachtung
erregte - und ich den Verdacht in mir hegte, - ihn zu kennen aus früherer Zeit. - War er nicht
aus Serug, Abu Seid, - der Bettler und Hakim, der Weise - sein Leben lang stets auf der Reise,
- den es nie an einem Orte hält, - der das Wissen sammelt in der Welt, - auf keine Frage um
Antwort verlegen? - Er wird auch hier seine Weisheit belegen. - Daher schlug ich vor mit Beha-gen, - ihn in der Sache zu befragen. - Der Seruger gab sich zu erkennen, - die Wiedersehens-
freude ließ uns flennen. - Er ließ nicht lang sich höflich bitten, - setzte sich in unserer Runde
Mitten, - blickte an einen jeden- und hub mit Bedacht an zu reden:
Was im Tier uns anblickt, ist eure Frage?
Die schwierigste, die mir gestellt auf meine alten Tage.
Gestattet mir, zu klären die Gedanken;
Obwohl Frag' gegen Frage ist eine Plage,
Muss ich wissen, welches Tier ihr meint.
Ist's die Mücke? Ist's die Kuh? Dies ist meine Gegenfrage.
Aha! Ein Panther ist's in diesem Falle.
Doch noch ist euer Begehr sehr vage.
Ich möchte mehr von euch noch wissen.
Drum sagt, ob gefangen er ist, ob frei er jage,
Ob krank er ist oder stark und gesund,
Ob räudig oder mit Glanz sein Fell er trage,
Ob matt sein Kopf hernieder hänge
Oder ob stolz erhoben sein Haupt hoch rage,
Ob Gazelle oder Gnu er hetzt,
Oder ob er am hingeworf'nen Knochen nage.
Hinter Gittern er sein Dasein fristet?
Das ist ein bitt'res Los, das ich beklage.
Fragt euch, wie ihr an seiner statt wohl blicktet,
Ob Geist und Seel' aus eurem Aug' sich wage,
Oder ob's der Bauch nur wär, der säh den Napf,
Und ihr verzagtet leis mit wimmernder Klage.
Zweifel und Verzweiflung - Eine sprachliche Betrachtung
Ich bin in meiner Selbstbetrachtung eine Zweifler. In der deutschen Sprache stehen die Wörter
Zweifel und Verzweiflung in einer sprachlichen Beziehung, obwohl sie nichts miteinander zu
tun haben und in ihrer Bedeutung in keiner Beziehung zueinander stehen. Dadurch wird der Be-
griff Zweifel abgewertet und ins Negative herabgezogen. Sagt das etwas über uns Deutsche?
Sind wir so gewissheitsbedürftig und gewissheitsbesessen, dass schon bei dem Wort Zweifel der
Gedanke an Verzweiflung auftaucht? Schätzen wir die Gewissheit so viel mehr, selbst wenn sie
sich bei genauerer Betrachtung als trügerisch herausstellen sollte?
Zweifeln ist Denken, und zwar so, das Gegebenes nicht einfach hingenommen wird, wie es an
der Oberfläche erscheint oder wie es präsentiert wird. Es ist das Streben nach Erkenntnis und
schließt die Hoffnung ein, zu neuer Erkenntnis zu gelangen und am Ende klüger zu sein als vor-
her.
Verzweiflung ist Hoffnungslosigkeit und hat mit Zweifeln nichts zu tun. In den meisten anderen Sprachen gibt es diese sprachliche Beziehung von Zweifel und Verzweiflung nicht. Im Franzö-sischen hat Zweifel "doute" sprachlich nichts mit Verzweiflung "désespoir" zu tun. Dort ist die Bedeutung Hoffnungslosigkeit auch sprachlich zu erkennen (Hoffnung= espoir). Ähnlich ist es auch im Englischen. Das Wort "doubt" (Zweifel) steht in keiner Beziehung zu "despair" (Ver-zweiflung). Auch im Arabischen haben Zweifel nichts mit Verzweiflung zu tun.
Natürlich können Zweifel nagen, und man kann sich damit plagen. Aber, wenn ein Problem ge-
löst oder eine Entscheidung gefällt werden muss, wenn die Zweifel zu sorgfältiger Überlegung,
zu gründlicher Analyse und einer guten Lösung des Problems führen, sind sie ja von Nutzen und
sollten positiv bewertet werden. Nach René Descartes ist der Zweifel der Weisheit Anfang.
Ernst Günther Weber