Manfred Petersen

Geboren 1943 - Schreibt Kurzprosa und Lyrik

Nahm bisher an verschiedenen Lesungen teil

 

Wie ich zu meinem Schreiben finde

 

Ohne Bücher gibt es für mich kein Schreiben. Das ist ein immerwährender Kreislauf, ein Motor, der durch neu Gelesenes fortwährend in Gang gehalten wird.

Ich bin süchtig nach Büchern. Noch heute danke ich der Frau, die meine Lesefreude auslöste. Als ich fünf Jahre alt war, schenkte sie mir ein gebrauchtes Bilderbuch mit Texten, das ich heute noch habe. Es gab ja keine neuen Kinderbücher. So legte sie den Grundstein zum meinem Spaß an allem Erzählten.

Geschrieben habe ich immer, mal weniger, mal mehr. Aber eher so als Wildwuchs, noch ungestaltet, wenig geformt. Das änderte sich erst später, als mir Bücher von Autoren in die Hände kamen, die bestimmte Aspekte des Schreibens lehren. Auch hatte ich das Glück, in mehrjährigen Kursen bei der Autorin Ria Neumann intensiv Techniken des Schreibens zu lernen. Doch das Finden von Stoffen, die Ideensammlung, die Handlungs- und Personengestaltung liegt nur beim Schreibenden. Da bin ich mit mir allein.

Wie wächst das? Zum Beispiel im Bus, in der Bahn, beim Spazierengehen sehe ich Menschen, die irgendetwas Interessantes, Anregendes an sich haben oder solches tun. Dann wandern meine Gedanken frei. Wie eine Seeanemone angele ich Treibgut. Finde ich etwas, das in mir das Räderwerk der Geschichten Erfindung in Gang setzen kann, schreibe ich es auf. Schreibende sind eben auch Sammler und Jäger.

 

Schreibend kann ich alles sagen, denn ich bin dann allein mit meinen Gedanken. Schicke ich sie los aufs Papier, wie auch immer sie sind. Übermütig, verrückt, nüchtern, unheimlich, in einem Tränenstrom fort schwimmend, fragend, aufffordernd. Kurz, die ganze Welt auf einem dünnen Rechteck. Wunderbar, oder?

Und der Mensch, der es später liest, ist in dem Augenblick auch allein. Ist freudig, lacht oder ärgert sich. Hat daran Teil. Was will ich mehr?

 

Manfred Petersen