Mein Name ist Jochen Windheuser.
Ich bin ein literarischer Spätentwickler. Geboren 1946 im Ruhrgebiet, habe ich hier und da einmal ein Gedicht, eine Betrachtung, kurze Schilderungen von Reiseerlebnissen und Ähnliches geschrieben, nie aber regelmäßig und schon gar nichts "Großes".
Das Veröffentlichen begann etwa 2010. Ich lieferte kleine Erinnerungsgeschichten zu meiner Kindheit für ein Magazin, das ein netter Freundeskreis regelmäßig in dem Viertel, in dem ich aufgewachsen bin, herausbrachte. Später wurden daraus zwei Bändchen zu je 30 Geschichten im Eigenverlag.
Jetzt, im Pensionsalter, lebe ich im Bremer Norden und widme mich Dingen, die alle mit meinem früheren Beruf (Hochschullehrer für Psychologie) wenig zu tun haben. Das kleine örtliche Literaturfestival "Gastgeber Sprache" brachte mich mit den Autoren der "Literaturpforte" zusammen. Dort verbringe ich gern monatlich einen interessanten Nachmittag und lasse mich unterstützen bei meinen Versuchen, Romane und Gedichtbände zu schreiben. Inzwischen sind deren fünf erschienen, eine Kurzgeschichtensammlung ist fast fertig und ein zweiter aktueller Lokalkrimi geistert mir als Idee durch den Kopf, insbesondere, wenn ich unter der Dusche stehe.
Ich stelle mich hier mit ein paar kleinen literarischen Produktionen aus verschiedenen Zeiten meines Lebens vor:
- dem "Heimatlied" aus meinem unveröffentlichten Gedichtszyklus "TRITONUS - sieben Gedichte über die verminderte Quinte",
- der Geschichte "Einzimmerwohnungen" aus den Erinnerungen an meine Kindheit,
- einem Limerick aus dem Zyklus "Limericks aus dem Bremer Norden",
- dem Gedicht "Rap Slam" (fraglicher Versuch eines Rentners, auf Jugend zu machen), eine gemeinsame Übung aus der "Literaturpforte",
- dem kleinen sprachlichen Spaß "Literaturpforte und die Rechtschreibung".
Heimatlied
Komm, Bruder,
zum alten Fluss,
dort wispern die Ahnen
vom Treibholz.
Hör mich, Bruder,
mein langer Ton
lebt in deinen Lenden,
deine Mum kocht ihn
im Feuerbohnentopf.
Fass mich an, Bruder,
wir tanzen im Leichenzug,
Goldketten am Arm,
blasen unsre Seelen vor die Hütten,
and soultrain
is grooving and grooving and grooving...
Einzimmerwohnungen
"Ausgebombt!"
Wie oft habe ich dieses Wort während meiner Nachkriegskindheit gehört, und die Bilder von Aleppo und die Suche nach Wohnungen für Flüchtlinge, wobei ich hier in Bremen ein bisschen mithelfe, rufen das wieder wach.
In der zweiten Hälfte des Weltkriegs nutzten die Alliierten ihre Luftüberlegenheit zu massiven Bombenangriffen auf die Industriezentren, aber zunehmend auch auf die Wohnquartiere, weil sie hofften, man könne so Nazigesinnung und Widerstandswillen der Bevölkerung brechen.
In einem Augenblick während einer Nacht war das Haus, die Mietwohnung, das gesamte Mobiliar einfach weg. Viele hat es getroffen, manche mehrmals. Man saß im Bunker und hoffte vergeblich, die eigene Wohnung werde zufällig verschont.
Hinterher standen in den Straßen Ruinenlöcher wie faule Zähne, dazwischen heil gebliebene oder nur wenig beschädigte Häuser. In diese mussten die ausgebombten Familien mit einquartiert werden, manche bei Verwandten, manche in Wohnungen, die deshalb geteilt wurden. Das ging, das musste gehen, und wenn es nicht gehen wollte, half der Blockwart nach.
Die Folge war eine rasche Zunahme der Ein- oder Zweizimmerwohnungen, auch für mehrköpfige Familien. So war es auch in meinem Elternhaus, das unbeschädigt geblieben war.
Als es vor ein paar Jahren, nach dem Tod meines Vaters, verkauft wurde, gab es noch fünf Wohnungen im Haus: vier im Vorderhaus, eine im Anbau. In meiner frühen Kindheit waren es zu Spitzenzeiten, glaube ich, zwölf: zehn vorne, zwei im Anbau (mehr ging dort wegen der Durchgangszimmer beim besten Willen nicht). Die meisten Familien oder Einzelpersonen hatten je ein Zimmer. Ich kann mich noch dunkel an die Freude erinnern, als wir ein zweites Zimmer dazubekamen.
Als Kind hatte ich wenig Probleme mit dieser Wohnsituation, zumal ich sie nicht anders kannte. Ich konnte im Hause herumlaufen, die Türen standen offen, und viele Besuche machen. Es war wie bei einem Adventskalender: Man ging zu einer anderen Tür, und dahinter war etwas ganz Anderes los.
Am besten erinnere ich mich an "Oma Koch", die im Erdgeschoss ein Zimmer bewohnte. Ich sehe noch ihre Gaslampe von der Decke baumeln, mit dem weißen "Strümpfchen", an dem irgendwie die Flamme entzündet wurde. Die Besuche bei Oma Koch geschahen vor allem wegen einer Attraktion: Hefegebäck. Das produzierte sie auf ihrem alten Herd mit dem Kohlefeuer, und es schmeckte unglaublich gut in jenen Tagen, als die überall käuflichen Schokoriegel noch unbekannte Zukunft waren.
In der Not zusammenrücken. Ich will die Nachkriegszeit auf keinen Fall verklären; da war sicher auch viel Streit und Zwang dabei. Und auf 120 qm wohnt es sich natürlich besser als auf 20. Aber als Kind kriegt man es hin, auch solche Situationen positiv zu erleben und zu erinnern.
Limericks aus dem Norden
Ein Tischlermeister aus Farge
sägt fröhlich an seiner Zarge.
Plötzlich sinkt ihm der Mut,
er fühlt sich nicht gut,
jetzt schreinert er an seinem Sarge.
Rap Slam
Keinen Schimmer, was ein Rap ist,
was der erste, beste Step ist,
doch wenn alle Oldies slammen,
mach ich mit, wie einst beim Jammen.
Alter, lass uns Wörter rotzen!
Soll'n sie schrein: das ist zum Kotzen!
Fette Lyrics lass uns pöbeln,
die uns dissen, voll vermöbeln.
Digger, ey, jetzt halt' die Klappe!
Cooler Rap ist nicht von Pappe!
Ist kein Trullala in Reimen!
Rap muss kämpfen, darf nicht schleimen!
Zusammenschreiben oder zusammen schreiben?
"Literaturpforte" schreiben wir zusammen. Schreiben wir in der Literaturpforte wirklich zusammen? Oder doch getrennt, weil ja das Getrenntschreiben der Regelfall ist? Getrennt zu schreiben betont die Individualität, sagen wir. Aber wir wollen uns doch zusammensetzen, wozu sonst unsere Treffen? Dabei setzen wir uns aus lauter Individuen zusammen. Niemals kämen wir auf den Gedanken, uns zusammen zu setzen - solche Rituale sind uns fern. Ja, wir werden uns über gewagte Texte auseinandersetzen, nicht aber am Tisch auseinander setzen, höchstens wegen eines Virus. Selbst, wenn wir bei einem Gedanken stehenbleiben, werden wir nicht stehen bleiben, sondern sitzen. Zum Stehen sind wir zu alt und zum bloßen Verweilen zu klug, und beides in einem Wort sowieso nicht.
Wir möchten "Literaturpforte" nicht auseinander schreiben, auch wenn wir eigentlich nie zusammen reimen, wenn wir uns etwas zusammenreimen. Nein, wir schreiben uns nicht auseinander, auch wenn wir sehr verschieden sind und getrennt schreiben.
Denn die neuen Regeln des Auseinanderschreibens verschärfen die Auseinandersetzung. Die Lücke beim Auseinanderschreiben verschärft die Einsamkeit.
Man denke an den alleinstehenden Älteren Herrn. Unbarmherzige Rechtschreibregeln machen aus ihm den allein stehenden Älteren Herrn, dem niemand mehr hilft, selbst die Literaturpforte nicht. Und aus dem allseits bekannten und gewohnten alleinerziehenden Elternteil wird das allein erziehende Elternteil, verlassen von allen Verwandten und Freunden. Selbst der fröhliche Alleinunterhalter gerät in die furchtbare Isolation des allein Unterhalters.
Das machen wir nicht mit. Wir sind nicht wie die Hohe Pforte in der alten Türkei des Sultanats, gespalten in zwei Worte, wir sind die Literaturpforte. Wir singen das Hohelied der Dichtkunst, wir verbeugen uns nicht vor irgend einem Hohen Hause. So wenig wie die Schweizer Garde die Grenzpolizei der Schweiz, wie ein Dichterfürst das Gegenteil eines undichten Untertans oder der irregeleitete Wanderer ein psychisch Kranker auf einem begleiteten Ausgang ist, so wenig ist "Schreibwerkstatt" eine verzweifelte Aufforderung, das Wort "Werkstatt" endlich richtig oder zur Strafe hundert Mal zu schreiben.
Nur an einer Stelle befleißigen wir uns des Auseinanderschreibens, auch wenn der Duden erstaunlicherweise nocht nicht gegendert ist. Wir in der Literaturpforte sind
Schreibkünstler*innen,
mit einem Sternchen mitten im Wort, das eine Art Knacklaut andeutet, ein kurzes Zusammen- ziehen der Stimmlippen, das den Luftstrom für den Bruchteil einer Sekunde unterbricht. Ein Knacklaut, der dänischen Sprache entlehnt. Somit sind wir keine Schreibkünstlerinnen, denn das würde den männlichen Teil der Literaturpforte unzulässigerweise ausschließen, aber auch keine Schreibkünstler innen, denn diese Art Trennung würde wiederum die weiblichen Mitglieder ins Außen versetzen.
Also ein Kompromiss, ein Lehrstück der Demokratie. Vielleicht sollte man ihn verallgemeinern, dann hätte man an der Stelle nicht mehr die Sorge, fehlerhaftes Deutsch zusammenzuschrei- ben, indem man zusammen schreibt, was uns die Regel zu trennen befiehlt.
Meine bisher veröffentlichten Bücher
Island im 13. Jahrhundert.
Im Schwanenfjord wächst Ingólfur auf, der anders ist als seine Alters- genossen.
Er ist sensibel, leidet unter der Gewalt und schwankt in seiner Identität. Sprachlich begabt, öffnet er sich träumerisch der Welt der Elfen.
Auf seiner Reise zu Snorri Sturluson, dem bedeutendsten Dichter Islands, erlebt er das Hochland, bizarre Isländer und brutale Kriege, die das Land zerstören.
Fasziniert von Snorri bildet er sich literarisch, durchlebt Krisen geschlechtlicher Entwicklung und nimmt teil am Scheitern seines Lehrmeisters.
Die Flucht an die Pforte zur heimatlichen Elfenwelt führt ihn in den inneren Frieden und an den Ort seines Glücks.
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2020
ISBN 978-3-7504-3770-8
116 Seiten, broschiert, 13,80 €, E-Book 9,49 €
Eine "Fuge" in der Musik ist ein Spiel mit der Zeit. Ein Thema erklingt, später ein zweites Mal, legt sich harmonisch über das erste, und noch später ein drittes Mal.
Nordafrika, Europa, USA, Japan in der Zukunft: Ein junger Mann wächst in eine Karriere als Neurowissenschaftler hinein. Sie endet in einem gewagten Experiment: einer Zeitreise in einem künstlichen Gehirn in das 14. Jahrhundert, um dort mit einem Gelehrten zu sprechen, von dem nur Weniges, aber Faszinierendes überliefert ist.
Das Experiment riskiert Liebe und Leben und führt in ein Dilemma: Der Zeitreisende finden den Gelehrten nicht, oder vielmehr doch, aber so, dass es einem die Sprache verschlägt...
Ein phantasievolles Spiel mit Kulturen, Physik, Neurologie, Geschichte und religiöser Mystik.
Mit diesem Roman, meinem zweiten, habe ich eine Grundidee ausge- führt, die ich schon vor vielen Jahren hatte. Jetzt war es Zeit dafür...
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2021
ISBN 978-3-7534-4161-0
296 Seiten, broschiert, 14,80 €, E-Book 9,49 €
Ein ernstes Thema, eine strenge lyrische Form.
Was sind "Helden", "Heldinnen"? Historisch-klassisch sind es Einzel- kämpfer mit Schwert und schimmernder Rüstung. Im coronagepräg- ten Heute sind es Pflegerinnen und Pfleger auf Intensivstationen oder Verkäuferinnen an der Kasse, die durchhalten.
Der Autor hat einen subjektiven Blick auf Heldentum. Die von ihm aus- gewählten historischen Gestalten folgen ihren Idealen, ihren Ideen, ihrem Weg, oft christlich inspiriert. Nicht wenige scheitern, werden ermordet, sterben früh.
Jedem und jeder der 25 Männer und Frauen ist ein Gedicht gewidmet,
in der strengen Form eines Sonetts. Kurze Lebensläufe werden voran- gestellt, dazu Portraitskizzen von Dietmar R. Horbach, die auf der Grundlage bekannter Fotos oder Gemälde die subjektiv empfundenen Charakteristika der Person hervorheben.
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2020
ISBN 978-3-7526-6817-9
116 Seiten, broschiert, 9,80 €, E-Book 6,99 €
Der schöne Stadtbezirk Bremen-Nord hat, verteilt auf drei Stadtteile, zwanzig Ortsteile. Der Autor hatte den Ehrgeiz, auf jeden Ortsteilnamen einen Limerick zu reimen, streng in klassischer Form. Heraus kam Situationskomik, bisweilen schwarzer Humor.
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2020
ISBN 978-3-7526-7291-6
40 Seiten, broschiert, 6,80 €m E-Book 4,99 €
Ein aktueller Krimi mit Lokalbezug und Fantasie. Die berühmte "Schulschiff Deutschland" soll verlegt werden.
Sechs Gestalten treiben sich am Vorabend auf dem Schiff herum. Einer stirbt.
Wer ist der Mörder und warum?
Dieses Problem sowie eine zweite Tat, die sich gegen das Schiff selbst richtet, versuchen zwei Profis und drei Amateure aufzuklären.
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2021
ISBN 978-3-7557-1316-6
235 Seiten, broschiert, 12,80 €, E-Book 8,49 €
Leben, das ist eine Fülle von Augenblicken. Nicht nur von solchen, wie sie in ihrer Erhabenheit nur Erwachsene auskosten können, bei Olympia, bei einer Hochzeit, bei der Geburt eines Kindes.
Es bleiben auch viele kleine, banale, schmerzhafte, schreckliche, lustige Erlebnisse.
Sogar Ereignisse des eigenen Daseins, die wir gar nicht bewusst erlebt haben, ziehen unser Grübeln in den Bann. Wie war das, als ich gezeugt wurde?
In sieben Kapiteln werden je vier Geschichten erzählt, wo die Ver- gangenheit in die Zukunft übergeht: Momente, die unser Geist fest-halten, nicht vergessen, vielleicht sogar immer wieder betrachten will. Manche füllen nur zwei Seiten, andere erstrecken sich über fünf und mehr Blätter. Es geht um Kindheitserinnerungen, schick-salshafte Momente, Entscheidungen, Reiseerlebnisse, tragikomische Vorfälle, und um Musik, die von Augenblicken lebt.
Verlag Books on Demand,
Norderstedt, erschienen 2022
ISBN 978-3-7562-2319-0
192 Seiten, broschiert, 9,80 €, E-Book 6,49 €
Neuerscheinung
Der Bremer Stadtteil Vegesack besitzt ein Schmuckstück: einen der ältesten künstlichen Binnenhäfen Deutschlands. Er ist 400 Jahre alt und hat eine wechselvolle Geschichte.
Dieser Geburtstag muss gefeiert werden! Viele Höhepunkte sind vorgesehen, darunter zwei Theaterstücke zur Geschichte des Heringsfangs in diesem Hafen und zur Walfängerei, vorbereitet von einer Amateur-Schauspieltruppe.
Echte Schiffe bilden dafür die Open-Air-Bühne: Ein alter Heringslogger und ein Walfängerschiff aus dem 19. Jahrhundert,
ein Nachbau, eigens aus Island herbeigeordert.
Im Mittelpunkt: Kay, ein junges, vom Walfang begeistertes Mädchen, zwei schwierige Freunde mit Familie, zwei Isländer, Kapitänin und Steuermann, ein Journalist, und Sea Shepherds.
Verlag Books on Demand
Norderstedt, erschienen 2023
ISBN: 978-3-7578-5243-6,
224 Seiten, broschiert,
12,80 € E-Book 8,49 €